Die Risen von Schülern und Hohenwilsede
Wilsede
Es lebten einst in der Zeit, als es noch Riesen gab, zwei Vertreter dieses Geschlechtes in der Gegend von Schneverdingen, der eine in Schülern, der andere am Wilseder Berg, der früher „Hohenwilsede“ genannt wurde. Die Riesen waren jahrelang die besten Freunde gewesen, bis sie sich, wie das so zu gehen pflegt, wegen Nichtigkeiten erzürnten. Sie kannten aber einander zu gut, um nicht zu wissen, dass sie über gleiche Körperkräfte verfügten .So wollten sie es denn nicht auf einen Ringkampf ankommen lassen, sondern sich damit begnügen, ihre Kräfte aus der Ferne zu messen. Der am Wilseder Berg lebende Riese sammelte alle in der Umgebung liegenden großen Findlinge, in der wohlmeinenden Absicht, sie nach Schülern zu schleudern und seinem dortigen Widersacher zum Mindesten Arme und Beine zu quetschen. Der Riese in Schülern aber, der seinem Nachbarn in aufrichtiger Gesinnung nichts nachgab, sondern ihm eine Freude bereiten wollte, griff mit seiner Riesenfaust in die Erde und wühlte Sandmassen los, um sie seinem Freunde in die Augen zu werfen und ihn zu blenden.
So begann der seltsame Kampf aus der Ferne, der mit Einsatz aller Riesenkräfte geführt wurde.
Der Riese zu Hohenwilsede schleuderte seine Granitblöcke so gewaltig, dass davon ein Sturmriese erwachte und über die Heide brauste. Der Riese in Schülern warf solche Sandmassen in die Luft, dass die Sonne sich verdunkelte. Dennoch erfüllten sich ihre „frommen Wünsche“ nicht. Der Nordoststurm stemmte sich den Sandwolken entgegen und liess sie westwärts, in Ehrhorn zur Erde fallen. Und der Hohenwilseder Riese zielte in Folge der Dunkelheit zu kurz, so dass seine Blöcke schon bei Steinbeck in die Erde sausten. Auf diese Weise behielt der Wilseder Riese sein Augenlicht und der in Schülern seine heilen Knochen; aber die Zeugen dieses Riesenkampfes kann jedermann in Augenschein nehmen, es sind die Findlinge im Veersetal bei Steinbeck (Schneverdingen) und die weltbekannten Wanderdünen zu Ehrhorn.
Wilhelm Ehlers