Der Kunstmaler Rudolf Wieneke wird am 11.04.1890 in Lenthe bei Hannover als Sohn des Pastors Ernst Wieneke geboren. Nach dem Abitur absolviert er ein Kunststudium an den Kunstakademien in München und in Kassel. Von 1929 bis zu seinem Tod am 22.11.1955 lebt Wieneke mit seiner Frau Charlotte in Bispingen.
Wieneke leidet an einer schweren Erkrankung, die er sich bereits als junger Soldat im ersten Weltkrieg zugezogen hat. Diese führt ihn nach seinem gesundheitsbedingten Ausscheiden aus dem Lehramtsdienst als Kunstlehrer in Peine, in die Ruhe des in die reizvolle Lage der Lüneburger Heide eingebetteten Ortes Bispingen. Hier findet er auch die meisten seiner Motive.
Trotz seiner gesundheitlichen Einschränkung gestaltet Wieneke sein Leben voller Energie, Schaffenskraft und großem künstlerischem Talent. Bereits zu Lebzeiten erwirbt er sich einen ausgezeichneten Ruf, unter anderem als Portrait- und Landschaftsmaler und als Kopist alter Stiche. Wieneke fertigt Radierungen, Kupferstiche und Gerbdrucke, arbeitet aber auch mit Ölfarbe, Ölkreide, Pastell- und Aquarellfarben und Kohle.
Kunstvoll und Detailgenau zeigt er in seinen Werken Lebensräume und Alltagssituationen der Menschen in Bispingen, sowie Portraits und Landschaftsbilder der vielfältigen Wald- und Heidelandschaft der Lüneburger Heide. Hierfür findet er seine Motive vornehmlich im Naturschutzgebiet, in der Raubkammer, in den Luhfuhren und in Steinkenhöfen.
Die Ausstellung der Werke Wienekes lässt das Bild einer Zeit wieder lebendig werden, die in langer Tradition gewachsen, heute jedoch oft einer Schnelllebigkeit und Uninformiertheit gewichen ist, die unbedacht Spuren unserer regionalen Geschichte verwischt. Sie kann nur einen kleinen Teil der umfassenden Werke Wienekes zeigen. Die Bilder sollen den Zuschauer begeistern. Sie können aber auch anregen, im Gespräch über die Bilder, Personen und Orte wieder lebendig werden zu lassen.
Das wohl bekannteste und bedeutendste Werk Wienekes ist die detailgetreue Rekonstruktion der berühmten mittelalterlichen Ebstorfer Weltkarte, die, 1830 im Kloster Ebstorf entdeckt, im Kriegsjahr 1943 verbrannte und die er nach erhaltenen Vorlagen, in einem von seinem Bruder Hans entwickelten Gerbdruck-Verfahren, auf Ziegenlederpergament druckt und von Hand koloriert. Mit einem Durchmesser von etwa 3,6 Metern und einer Fläche von etwa 13 Quadratmetern, auf 30 Ziegenhäuten gemalt, handelt es sich bei der im 13. Jahrhundert entstandenen „Schönen Ebstorferin“ um die größte und inhaltsreichste Weltkarte des Mittelalters.