Geschichte

Spuren aus der Vorzeit

Informationstafel zur Hügelgräbergruppe Behringen mit Lageplan, Text zur Geschichte der Gräber und Logos von Naturschutzverein und Niedersachsen

Schon lange vor der ersten schriftlichen Erwähnung lebten in der Bispinger Region Menschen. Zahlreiche Hügelgräber, Urnenfelder und prähistorische Funde belegen eine frühe Besiedlung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit.

Ersterwähnung und Namensherkunft

Großer runder Stein mit der Inschrift 'DOMUS ST MARIAE 1244 - 1253' in einem Wald mit grünem Laub und violetten Blüten im Vordergrund.

Die älteste bekannte Urkunde stammt aus dem Jahr 1193: Damals wurde das Dorf an den Bischof Lüder von Verden verkauft. Der Name „Bispingen“ entwickelte sich aus „von Biscopinge“, was so viel bedeutet wie „dem Bischof gehörend“. Die Endung „-ingen“ weist auf einen langobardischen Ursprung hin und ist typisch für Ortsnamen im alten Bardengau, dem historischen Siedlungsgebiet in dieser Region. Das adlige Geschlecht „de Biscopinge“ verkaufte seinen Besitz später mit allem Zubehör an Bischof Luder von Borch. Dieser schenkte das Dorf im Jahr 1244 dem von ihm gestifteten Kloster Steinbeck (bei Scharnebeck). Der Zehnte befand sich im Besitz der örtlichen Pfarre, die möglicherweise selbst eine Gründung des Klosters war. Die Landesherrschaft lag bei den Herzögen von Lüneburg. Bispingen gehörte bis zur Verwaltungsreform von 1852 zum Amt Winsen (Luhe) bzw. zur Vogtei Amelinghausen, danach zum Amt und später Kreis Soltau.

Mittelalterliches Kirchspiel

Ole Kerk Bispingen, kleine steinerne Kirche mit spitzem Ziegeldach, umgeben von Bäumen bei Sonnenuntergang
© Anke Mühlmann

Die älteste Kirche des Ortes – die Ole Kerk – wurde 1353 am Rande der Luheniederung aus Feldsteinen errichtet. Sie ersetzte vermutlich eine hölzerne Vorgängerkirche und diente dem Kirchspiel Bispingen bis zum Bau der neuen Kirche im Jahr 1908 als Gotteshaus. Der erste namentlich bekannte Geistliche, Hermannus, wird bereits 1292 erwähnt.

Reformation und Neuzeit

Das alte Pfarrhaus in Bispingen mit rotem Fachwerk, weiß getünchten Fensterrahmen und einem großen Reetdach, umgeben von Bäumen und einem gepflegten Rasen.

Die Reformation erreichte Bispingen im Jahr 1527. Mit Burchard Heymesoth wurde 1543 der erste lutherische Pastor genannt. Auch das gesellschaftliche Leben entwickelte sich weiter: 1668 wird eine Schule erwähnt, das Pfarrhaus stammt von 1760 und steht heute unter Denkmalschutz.

Wandel im 19. Jahrhundert

Schwarz-weiße Anzeige mit Gasthausnamen 'Heidemuseum' und weiteren Pensionen und Gasthäusern mit Preisen und Adressen in Wilsede und Umgebung.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Region große Umbrüche. Die traditionelle Heidewirtschaft geriet an ihre Grenzen – viele Menschen konnten von den ausgelaugten Böden nicht mehr leben und wanderten aus, insbesondere nach Amerika. Gleichzeitig wuchs das Interesse der Städter an der ursprünglichen Landschaft. Die Lüneburger Heide wurde zur romantisierten Sehnsuchtslandschaft und Bispingen zu einem der frühen Orte des Tourismus.

Gründung der Einheitsgemeinde Bispingen

Dokument mit dem Titel 'Gebietsaenderungsvertrag', enthält Text und Tabellen mit Daten und Informationen zu einem Vertragsprozess.

Die Gebietsreform, die in den 1970er Jahren in ganz Niedersachsen durchgeführt wurde, hatte das Ziel, Verwaltungsstrukturen zu optimieren und eine effizientere Aufgabenverteilung zu ermöglichen. Auch die Ortschaften der heutigen Einheitsgemeinde Bispingen – ehemals selbstständige Gemeinden – blieben von diesem Wandel nicht unberührt.

Im Juli 1971 verabschiedete der Niedersächsische Landtag das zweite Gesetz zur Verwaltungs- und Gebietsreform mit Richtlinien für die Neugliederung der Gemeindeebene in Niedersachsen. Die Gemeindereform sollte Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern zusammenschließen, da kleinere Einheiten die notwendige Infrastruktur und eine leistungsfähige Verwaltung nicht gewährleisten konnten.

Durch das Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Raum Soltau/Fallingbostel wurden die Gemeinde Borstel in die Gemeinde Bispingen und die Gemeinden Hörpel, Volkwardingen, Wilsede sowie die Ortsteile Oberhaverbeck und Niederhaverbeck der Gemeinde Ehrhorn in die Gemeinde Behringen eingegliedert.

Am 04. März 1974 schlossen die Gemeinden Behringen, Bispingen, Hützel und Steinbeck einen Gebietsänderungsvertrag ab. Dieser enthielt alle wichtigen Regelungen für die Gestaltung der künftigen Gemeinde, von Rechtsnachfolge bis hin zu Ortsrecht und der Bestellung von Ortsvorstehern. Mit der Verordnung des Niedersächsischen Innenministers vom 06. März 1974 wurde der Gebietsänderungsvertrag genehmigt. Offiziell besteht die Einheitsgemeinde Bispingen seit dem 16. März 1974.

Am 28. März 1974 fand schließlich die erste Sitzung des Bispinger Interims-Gemeinderates im Heidjerhaus statt. Dies markierte den Beginn einer neuen Ära für die heutige Einheitsgemeinde Bispingen. Für die Übergangszeit bis zur Neuwahl des Gemeinderates am 09. Juni 1974 waren aus den insgesamt 60 Ratsmitgliedern der ehemaligen Gemeinden 22 Ratsmitglieder im Interims-Gemeinderat vertreten.

Einstimmig wurde der bisherige Bispinger Bürgermeister Peter-Otto Meyer zum ersten Bürgermeister der Einheitsgemeinde gewählt. Zu seinen Stellvertretern wurden Heinz Inselmann aus Steinbeck und Helmut Irrgang aus Behringen gewählt. Zum hauptamtlichen Interims-Gemeindedirektor wurde Walter Schenk ernannt.

Zum Weiterlesen

  • Naturschutzgebiet Lüneburger Heide: Geschichte, Ökologie, Naturschutz (1997). Hermann Cordes, Thomas Kaiser, Henning von den Lancken et al.  
  • Urkundenbuch des Klosters Scharnebeck (1979). Bearbeitet von Dieter Brosius.
  • Ole Kerk zu Bispingen. Eine kleine Chronik zum 650-jährigen Jubiläum (2003). St. Antonius Kirchengemeinde (Hrsg.). Online verfügbar
  • Steinbeck an der Luhe. Geschichte und Menschen eines Heide-Dorfes (1980). Alfred Brockmann.
  • Chronik von Wilsede (1967). Verein Naturschutzpark (Hrsg.).
  • Vom Spökenkieker zum Landarzt. Die Geschichte der Gesundheitsfpflege in Bispingen (2020). Marietta Hemmerle.

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